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Friday, 9 July 2010
Wunschkinder: Status und Rolle philippinischer Frauen
Babaylan Europe Training in Paris Photo@Mary Lou H.W.
Bevor die Spanier kamen, sahen Status und Rolle philippinischer
Frauen wesentlich anders als heute. Männliche wie weibliche
Säuglinge wurden mit gleicher Sorgfalt aufgezogen (Valladolid,1975); sie wurden unabhängig von ihrem Geschlecht akzeptiert. Frauen waren ebenso
erbberechtigt wie ihre Brüder und konnten sowohl vor wie
nach ihrer Heirat ihre Eigentumsrechte wahrnehmen. Vielfach war
die Frau weit mehr als nur Partnerin ihres Mannes; sie war
Familienoberhaupt. Sie verwaltete ihren Besitz unabhängig vom
Mann, konnte Verträge abschließen und Geschäfte tätigen, ohne
ihn um Rat fragen zu müssen (The Asian, 1971). Sie war ihrem
Mann ebenbürtig, behielt ihren Mädchennamen und erhielt die
gleichen Ehrungen wie er (Alzona, 1934). Ihr Mann fragte sie im
Blick auf seine eigenen Angelegenheiten um Rat.
Bei Unternehmungen und Verträgen suchte er ihre Zustimmung.
Photo@Mary Lou H.W.
Nach Berichten des spanischen Historiographen Loarca konnten
Filipinas im 17.Jahrhundert sogar allein entscheiden, ob sie ein
Kind wollten oder nicht - auch außerhalb einer Ehe. Und wenn es
ihnen notwendig erschien, konnten sie sich scheiden lassen
(Castillo, Marie C.,o.J.).
Auch auf dem Gebiet der Politik und der Religion war die Frau dem
Mann völlig ebenbürtig. Alte malaiische Herrscher wie Marikudo,
der Häuptling der Panay, fragten vor wichtigen politischen
Entscheidungen ihre Frauen um Rat. Wenn ein männlicher Erbe
fehlte, konnten Frauen ihren Männern oder Vätern als
Stammesführerinnen nachfolgen.
Auch waren es vornehmlich Frauen, die in der animistichen
Religion priesterliche Funktionen ausübten. Sie waren die
Zeremonienmeisterinnen, pflegten den Kontakt mit den Geistern
und heilten die Kranken.
(Photo Taken from Internet.Author Unknown)
Als die Spanier kamen, ums uns unter dem Vorwand der Christianisierung
eine koloniale Kultur überzustülpen, verschlechterte sich die Lage
der Frauen. Das spanische, vom römischen abgeleitete Rechtssytem
betonte die männliche Überlegenheit. Märchen von weiblicher Hiflosigkeit,
die auf männlichen Edelmut angewiesen ist, wurden in Umlauf
gebracht. Das spanische Recht schusterte eine neue Ethik für die
Frauen zusammen. Ab jetzt gehörte sie ins Haus. Geschäfte durfte
sie nicht mehr ohne Wissen und Zustimmung des Mannes tätigen
und über ihren eigenen Besitz nicht mehr verfügen.
Man ermunterte sie, passiv und fromm zu sein.
Während der amerikanischen Besatzungszeit hat sich an diesen
gesellschaftlichen Bedingungen nicht viel geändert.
Während der gesamten Kolonialepoche spielten Frauen bei
Massenbewegungen und Aufständen eine bedeutende Rolle - auch
währen der philippinischen Revolution von 1896.
Die ursprüngliche Kultur der vorspanischen Zeit fiel der
aggressiven Kolonialkultur zum Opfer. Die Sozialethik, die Sitten
und Traditionen, denen wir heute anhängen, sind die, die von den
Kolonisatoren gebilligt wurden. Die aufgepropfte Kultur sowie die
Übernahme fremden Sitten und Lebensgewohnheiten ebneten den
Weg für die ökonomischen und politischen Strukturen des
Westens. Diese wiederum haben die bereits vorhandene soziale
Ungleichheit noch verschärft.
Heute leidet die Mehrheit der philippinischen Frauen unter der
gleichen Ungerechtigkeit wie ihre philippinischen Brüder. Es ist
eine Ironie des Schicksals, daß die derzeitigen Emanzipations-
bewegungen der Frauen genau die Errungenschaften erstreben,
deren sich ihre Ahninnen erfreuten. Fast sieht es so aus, als ob
die Kolonisatoren die Filipina auf eine lange Umlaufbahn
gebracht haben, auf der sie am Ende wieder da ankommt, wo sie
vorher schon einmal gewesen ist.
Wenn die Filipina ihren Kampf, ihre Geschichte und die wahren
Auswirkungen des westlichen Einflusses auf ihr Land und auf sie
selbst wirklich begreift, kann sie ihre eigene Befreiung in
Angriff nehmen.
Übersetzung: Klaus Schmidt
Original Text from : Friends of the Filipino People,
Maryland Ave. Ne. Washington, DC 20002.
From Babaylan Germany/Philippine Women`s Forum Archives
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1 comment:
was ich suchte, danke
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